Jesus kommt
Manchmal geht einem ein einfacher Satz nicht mehr aus dem Kopf. So ging es mir mit diesem: „Jesus kommt“. Und fragte ich mich: „Wohin?“. Die dem Thema zugrunde liegende Bibelstelle aus dem Kindergottesdienstmaterial (Matth. 21, 1-11) war recht einfach. Wohin? - Nach Jerusalem. Zu wem? - Zu denen, die da gerade waren. Warum? - Weil es vorausgesagt war. Man könnte es jetzt gut sein lassen. Das war Palmsonntag. Wir feiern demnächst schon Pfingsten. Aber trotz allem lässt dieser einfache Satz mich nicht los und ich weiß nicht warum.
Weihnachten feiern wir doch auch jedes Jahr und das habe ich nie in Frage gestellt. Ostern auch nicht. Wir feiern die Hoffnung, die Rettung, die Auferstehung.
Aber an Palmsonntag feiern wir, dass „Jesus kommt“? Das wurde mir auf den ersten und auch auf den zweiten Gedanken nicht klar. Und so habe ich mit mir gerungen, was wir da eigentlich feiern und wie ich es den Kindern erklären soll. Wozu denn Jesus kommt? Jesus war doch schon da! Er war doch die ganze Zeit schon da. Ja, und mit Palmzweigen wedeln ist schön und ja es macht auch Spaß – aber das feiern wir nicht, oder?
Manchmal kann ich mein Kindergottesdienstmaterial nicht leiden. Es führte mich in diesem Fall auch tatsächlich gedanklich in die falsche Richtung, irgendwas mit begrüßen und König und jubeln. Ich war nicht zufrieden. Scheinheilige Meute dachte ich bei mir. Jetzt sind sie am Jubeln und eine knappe Woche später schreien sie alle: „Kreuzige ihn“ und das war es dann.
Unsere moderne Studienbibel hatte dazu folgenden Gedanken: „Wir erinnern uns an diesem Tag daran, dass wir, wenn wir Jesus als König begrüßen, dies auch ernst nehmen sollten.“ Das war immerhin ein halbwegs tiefsinniger Gedanke. Erst gut zwei Wochen später im Gespräch mit Freunden, die dem orthodoxen Glauben angehören, bin ich endlich fertig geworden mit meinen Gedanken. Sie hatten auch eine Studienbibel, aber dort stand viel mehr. Und auch der Bezug zu den Propheten wurde dort besser erklärt. Kurz zusammengefasst: Jesus kommt nicht nur. Er kommt als König, der nicht von dieser Welt ist. Statt Symbole wie Schwert und Königsmantel zu führen, kommt er als Friedensfürst auf einem Esel. Statt die Stadt Jerusalem zu regieren oder Israel von den Römern zu befreien, kommt er um ein neues Reich zu bauen.
Jesus kommt und baut sein Reich.
Das hätten sie doch einfach in dem Kigo-Material schreiben können!
Und seit ich das verstanden habe, denke ich über einen anderen einfachen Satz nach: „Jesus kommt und baut sein Reich“. Wie sieht das aus? Kann man das anfassen? Und wie erkläre ich das den Kindern?
Stephanie S.